PG Heidingsfeld

Fasching 2021
Es folgt die fünfte Narretei
von Städtlespfarrer Hösterey.
Die Faschingspredigt steht bereit,
ersonnen zur Coronazeit,


mit ihren lyrischen Gedanken
für die Gesunden und die Kranken,
für alle, die Corona trotzen,
für die, die nörgeln, stänkern, motzen,
für alle, die es kritisch sehen,
für die, die auf die Straße gehen,
für Maskenträger und die ohne
(für die es kümmert nicht die Bohne);
für Leugner, Hasser, QAnon,
für alle, die den Zweifel sä‘n,
für die, die alles besser wissen,
für die, die Lehrgeld zahlen müssen.
Mit allen woll‘n wir schmunzeln, lachen
und uns zugleich Gedanken machen:
als Gottes Söhne und auch Töchter,
als Faschingsmuffel, Foasenöchter -
wir alle sollen uns versteh‘n
als Bruder, Schwester im Gescheh’n
der weltweit existier’nden Plage:
Sie stellt uns vor die bange Frage,
ob da am Schluss noch Hoffnung ist,
ob siegen wird der Optimist,
ob Glaube uns bewahren kann
vor großer inn‘rer Not und dann
ob uns der Glaube wird beschützen,
ob das denn allen werde nützen
zur Umkehr und zur Selbstbesinnung,
gesellschaftlichen Kursbestimmung,
oder ob‘s dient – man weiß es nie –
zur privaten Havarie.
Nun, passend zu der Pandemie
(für manche existiert‘ sie nie!):
ein Kleidungsstück über dem Kragen,
natürlich geht’s ums Maskentragen,
um Maskenpflicht im Gottesdienst.
Am Anfang war‘s nur ein Gespinst,
doch hätte kaum einer gedacht,
dass dieses Teil, in bunt gemacht,
als Modetrend käm‘ groß heraus
farblich abgestimmt bei Klaus,
zusammen mit dem Messgewand,
zumal Frau Inge Badum fand,
die Farbe einheitlich sein muss,
Prêt-à-porter aus einem Guss,
ein Original natürlich nur
aus Hätzfelder Manufaktur.
Und so im Atelier entstand
(Schnitt für Schnitt und nur von Hand)
mit Liebe und mit frohem Mute
ein eye catcher für Pfarrers Schnute
in weiß, in lila, rot und grün,
samt und sonders anzusehn,
technisch ausgereift, korrekt,
liturgisch wertvoll und adrett,
künstlerisch und wunderbar:
ich wäre längst der Modezar,
doch Markus Söder grätscht hinein:
jetzt muss es FFP 2 sein!
Doch gibt es diese nur in weiß -
des Pfarrers Herz gefriert zu Eis:
was soll ich mit den Masken machen,
mit diesen Hinguckern, den Sachen,
die teils aus edlem Stoff bestehen,
soll‘n sie den Weg des Ird’schen gehn,
entsorgt im Müll? Mir bricht‘s das Herz,
das kann ich nicht, zu tief der Schmerz!
Zum Tragen bleibt indes mir nur
die Möglichkeit in der Natur.
Masken, das ist das Thema zurzeit,
Masken, soweit das Auge reicht.
Masken, die trugen manche Konsorten
bei uns in Deutschland und an anderen Orten,
doch nicht, um sich selbst und andre zu schützen,
sondern einzig und allein, das Ego zu stützen
und als vermummte Chaoten im Lauf
die Treppe zu erstürmen zum Reichstag hinauf.
Ein Ekelgemisch von finst‘ren Gestalten,
von jungen Menschen und auch alten,
von Neonazis und Bürgern vom Reich,
wer das gesehen hat, dem war es nicht gleich -
und hat im Stillen dran gedacht:
so haben‘s die ‘33 auch schon gemacht:
ohne Rücksicht und Anstand und ohne Gewissen
hieß es: auf die Demokratie sei geschissen!
Da hab’ ich gedacht und gedankt wie noch nie:
es lebe die wehrhafte Demokratie,
die das politische Spiel nicht sich selbst überlässt,
sondern dem Einhalt gebietet, der einfach nur hetzt,
der nichts aus der Geschichte gelernt,
von Mitmenschlichkeit sich längst hat entfernt,
und öffentlich sagt mit braunem Gebiss:
das alles war nur ein Vogelschiss!
Ein Vogelschiss mit Millionen von Toten!
Ignoranz und Dummheit gehören verboten!
Das bringt mich dann so recht in Rage,
drum runter die Masken von deren Visage,
damit dann auch das letzte Kind,
weiß, wes‘ Geistes Kinder die sind.
Oder anders gesagt, den jungen und alten:
Ach, hätt der doch mal sein Maul gehalten!
Als nächstes geht’s um Trump, Donald:
ein roter Schlips, die Faust geballt,
Trump, der erst die Maske verweigert‘,
sich später dann zu der Aussage steigert,
das Virus ist harmlos, wenn’s ihn nicht trüge,
doch leider war es, wie so oft, eine Lüge.
Die Statements - oft inhaltsleer und hohl,
sein „Meisterstück“ – das Capitol,
das seine Anhänger besetzten
(die überzeugten Aufgehetzten),
sich wie Wandalen dort gebärden
und so die Sicherheit gefährden,
und ohne Scham, doch mit Getöse
sich verhalten extrem böse,
und schlagen und hauen mit roher Gewalt,
so dass keinen Bürger lässt es kalt,
dass Menschen bereit sind zum blinden Zerstören,
Mr. President selbst, der tat sie betören!
Am Ende steht die schlimme Fußnote:
viele Verletzte, einige Tote
und Spaltung und Hass als Trumpens Erben,
so führt man die Menschen ins Verderben,
wenn Wahrheit nur noch beliebig erscheint,
und jeder auf der richtigen Seite sich meint.
Joe Biden, so heißt es, sei sehr empathisch,
nicht so wie Trump, überhaupt nicht fanatisch,
ein Mensch, den schon viele Schicksalsschläge
ereilten auf dem Lebenswege,
den Trauer und Schmerz und Leid taten erden:
mit ihm kann es nur besser werden,
so hoffe nicht nur ich allein,
da müsst‘ doch was zu machen sein!
Masken, sie sollen im Grunde verhüllen,
und damit den Zweck erfüllen,
dass das Virus nicht sich dränge,
von einem Menschen in die Menge.
Dass wir uns nicht umarmen können,
das bringt so manchen schon zum flennen,
dass Abstand neuer Anstand heißt
und man zu mir sagt: du weißt,
dass wir das jetzt gar nicht sollen,
obwohl wir gerne wollen wollen.
Wie wichtig die Berührung ist,
erfahren wir von Jesus Christ:
er möchte den Leprösen heilen
und wird ihm auch zur Hilfe eilen -
mit der Hand ihn sanft berührt
und ihn so ins Leben führt.
In die Gesellschaft geht’s zurücke,
mit der Hand baut er die Brücke,
und sagt zu ihm nur „Werde rein.“
Was wird wohl das Ergebnis sein?
Gottes Herrschaft ist am Ruder,
verspür‘n tut sie der Aussatz-Bruder,
nicht nur am Leib ist er jetzt heil,
an der Gemeinschaft nimmt er teil,
man kann es nennen ungeniert:
er ist wieder sozialisiert.
Und die Moral von der Geschicht?
Verzichte auf Berührung nicht!
Lass dich berühren von der Welt,
vor allem, wenn sie wird gequält,
gequält vom ew‘gen Abstandhalten,
von jungen Menschen und von alten.
Such Nähe, bete fest zu Gott,
dass der Pandemie recht flott
der Schrecken und die Kraft ausgeht,
dass wieder Freiheit uns umweht,
die Freiheit echter Empathie
und Anteilnahme wie noch nie.
Manches darf und muss sich ändern,
hier und auch in andren Ländern
zum Besseren als wie es war,
im coronafreien Jahr,
wenn die Masken, was uns freut,
gehören der Vergangenheit.
Die Maske wird jetzt aufgesetzt,
für heut‘ hab ich genug geschwätzt.
Die Maskenpredigt ist jetzt aus.
Fürs Mitdenken dankt Pfarrer Klaus.

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