PG Heidingsfeld

Die siebte Predigtnarretei
in Reimform von Klaus Hösterey,

Kirchplatz zwo in Heidingsfeld,
wohin der Bischof mich bestellt'
2016, lang ist's her,
und immer noch gefällt's mir sehr -
hier bei uns in Heidingsfeld:
Mittelpunkt und Licht der Welt,
Nabel, Quelle aller Wonnen,
strahlender als tausend Sonnen,
Hort des Handels, der Kultur,
so geballt gibt es das nur
bei uns, ganz ohne Übertreibung -
zumindest ist das meine Meinung.

Nur ein paar kleine Schönheitsflecken,
die da und dort sind zu entdecken.
Da ist noch was nicht renoviert:
die Wenzelstraße existiert
nach wie vor als Schmuddelkind
(mit Fahrradständer!) und bestimmt
bleibt uns dies noch lang erhalten,
denn die, die sowas tun verwalten,
haben alle Zeit der Welt.
Nur eines nicht: es fehlt das Geld.

Drum üben wir uns in Geduld
und fragen nicht: Wer hat denn Schuld,
wenn wieder einmal wird verschleppt
das bahnbrechende Großprojekt
der Einkaufsmeile - supergeil -
größer noch als Frankfurts Zeil,
quasi Ku'damm-Qualität,
wo es an überhaupt nichts fehlt;
und, wenn ich es richtig seh';
so breit wie die Champs-Elysées.
Und dann sagt man ganz allgemein:
Hier musst du mal gewesen sein!
Hier offenbarte sich ein Wunder!
Hier geht es Drüber und auch drunter,
hier macht man Kohle ohne Ende,
hier reibt man blutig sich die Hände.

Es dauert noch, doch hoffe ich
dereinst auf einen Spatenstich,
wenn dann, nach Rattern und nach Bohren,
gleiten sanft die Rollatoren
und Fahrräder und Autos hin.
Ach, wie glücklich ich dann bin,
wenn auch mein rot-weiß Gefährt
nicht mehr durchgeschüttelt werd'…

Ganz neu ist unser Ostbahnhof:
Das Konzept ist gar nicht doof,
wenn die Menschen nun kapieren,
dass es sich lohnt, hier zu flanieren,
hier einzukaufen, zu verweilen
und nicht zu schnell hinfort zu eilen,
sondern trotz aller Welten Wandel
goutieren hier den Einzelhandel.

Weltstadtbahnhof mit Niveau,
mit Aufzügen und sowieso
mit Unterführung unterm Gleis;
bei Sonnenglut, bei Schnee und Eis
lässt sich die Bahn stets gut erreichen
für uns und auch für unsresgleichen.
Man kommt bequem zum Katzenberg,
der Bahn sei Dank fürs gute Werk!
Nur eines darf man doch noch wollen:
dass die Züge pünktlich rollen,
wenn man wartet am Geleise,
fix und fertig für die Reise.

Stadtrat F. sprach so zur Welt,
in der Mainpost eingestellt,
ohne Hass und ohne Beben:
„Am Bahnhof kannst du was erleben!“

Hier ist man derweil noch am Flexen,
auch Arbeiter können nicht hexen,
sondern schreiten froh zur Tat;
Arbeit unterm rollenden Rad,
Arbeit bei schlechtem Wetter und gutem
Arbeit, die schwer ist (so lässt sich vermuten),
Arbeit die stärkt unsere Infrastruktur,
Arbeiten ständig gegen die Uhr.

Merke: eine Bauarbeit
braucht erstens Nerven, zweitens Zeit.
Und merke: Ein Bahnhof gleich nebenan
ist auch dem Klima wohlgetan.

Auch im Pfarrhaus gab es Staub,
unendlich Dreck und - mit Verlaub -
auch manchen Stress und manch Getöse,
gute Worte und auch böse.
Am Ende ward das Werk vollbracht.
Pfarrer Klaus in voller Pracht
kann sein Bad jetzt wieder nutzen,
alles an sich wieder putzen,
muss nicht mehr vagabundieren,
weil man ihn tat ausquartieren
nach Würzburg, ungezählte Tage,

das hatte seine eig'ne Plage.
Die Wasserrohre, hieß es schlicht,
waren nicht mehr so ganz dicht,
kaputte Fliesen und der Lack
war an manchen Stellen ab.

Man entfernte radikal
alles raus und auf einmal
sah man dann das grand malheur:
da muss eine Sanierung her!

Die Badewanne also schlicht,
auch Wasserhähne gibt es nicht
aus Gold, sondern „nur“ Konfektion,
das Porzellan in weißem Ton
und beige Leisten rundherum,
Erlebnisdusche: nein. Kurzum:
Limburg stand nicht zur Debatte,
weil man so viel Geld nicht hatte
und weil es sich nicht gehört,
einfach weil es ist verkehrt.

Am Ende lag viel Staub herum
vom Bohren, Hämmern, Schleifen drum
hat Frau R. sich aufgemacht
und ein Wunderwerk vollbracht
und hat täglich, unermüdlich
den Baustaub weggeputzt, ganz friedlich.
So kann auch nur ihr Name sein:
nicht nur sauber, sondern R(h)ein!
Im Pfarrhaus ist sie die Granate,
vielen Dank, liebe Renate!

Weil es grad um Gebäude geht:
Wir wissen, in der Siedlung steht
eine stolze ält're Dame:
Heilige Familie ihr Name.
65 Jahre alt,
nicht mehr ganz so jung und bald

wie's dem Alter ist zu Eigen -

tun sich die Gebrechen zeigen.
Es fiel ein Brocken Putz herunter
(gottseidank war niemand drunter,
so dass kein Mensch kam da zu Schaden).
Die Kirchenverwaltung war geladen
zu entscheiden, was geschieht.
Ergebnis war ein Schild. Man sieht
groß geschrieben am Portal:
SCHADEN. Wir schließen erst einmal
und machen uns verstärkt Gedanken
über unsre Kirch', der kranken.

Ja, da gäb es viel zu jammern
in den Sälen und den Kammern
unsrer Kirche nah und fern.
Früher hatte man sie gern,
als man ihr Vertrauen brachte,
weil sie alles richtig machte -
wie man glaubte seinerzeit.

Doch sie brachte großes Leid
über Kinder, Männer, Frauen;
dann entzog man das Vertrauen
der, die sich perfekt gebärdet'
doch leider auch Leben gefährdet'.
Selbstbesinnung tut jetzt Not,
sonst ist die Mutter Kirche tot,
wenn sie nicht bei sich selber lernt,
sich der Botschaft so entfernt,
dass die Menschen sind vergrätzt,
wütend, traurig und verletzt;
wenn sie nur noch sich selber braucht,
dann hat sie bald ausgehaucht.
Der Fehler wäre kapital!
Vielleicht hört das ein Kardinal,
vielleicht der Papst mit noch mehr Mut,
ich hoffe, ja, dann wird es gut.

Die deutsche Kirche allzumal
geht einen Weg, der, synodal,
die wicht'gen Themen hält bereit:
es gibt Konsens, es gibt viel Streit,
wie man schnell kommt aus der Krise.
Vielleicht braucht es die kleine Prise
Mut und Willen, kein Kleinklein,
kann das denn so schwierig sein?

Auch diese Baustelle braucht Zeit,
sie produziert Lärm, Dreck und Streit,
sie wird nie rein sein, unbefleckt,
eher wird sie sein verdreckt,
weil auf dem Bau es halt so ist,
verstaubt und angefüllt mit Mist,
mit Menscheln und Brimborium;
doch hilft's dem Evangelium
und der Verbreitung in der Welt
mit viel und auch mit wenig Geld.

Das sagt ein kleiner Bauarbeiter,
ein kleiner Pfarrer, kleiner Streiter,
einer, der sich täglich müht,
vom Ganzen auch nur etwas sieht.
So sei's genug, ich habe aus.

FROHEN FASCHING noch, wünscht Klaus.

pdfFasching_2023.pdf

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