PG Heidingsfeld
Das Evangelium in Reimen – Am Faschingswochenende hat Pfarrer Klaus Hösterey den Evangelientext in Reimen erklärt. Die einhellige Meinung der Kirchenbesucher war, dass sich die Arbeit gelohnt hat und die Faschingspredigt gut angekommen ist.

Fasching 2018

Von Städlespfarrer Hösterey

folgt jetzt die Predigtnarretei

in Reimen, dass sich freut der Christ,

der heute hier zugegen ist,

und auch die Christin und das Kind,

die zahlreich hier versammelt sind,

sich zu erbau‘n an Gottes Wort,

das heut' erklingt an jedem Ort,

wo Menschen sich, ganz brav und treu

versammeln jeden Sonntag neu.

 

Im heut‘gen Evangelium -

ich rede gar nicht lang drumrum –

da geht‘s um Leben und um Tod:

da kommt ein Mann in großer Not

zu dem, den er nur flüchtig kennt,

und dem sein Anliegen er nennt.

Kniefällig bittet er inständig,

den, der machen kann lebendig,

ihn zu erlösen von der Qual,

von Aussatz, Not und allzumal

von Ausgrenzung, Isolation;
er denkt sich: Jesus macht das schon.

 

Vielleicht braucht’s nur ein Wort, ein gutes,

das Jesus für ihn hat und tut es

sagen gegen den Dämonen

der Krankheit - er soll ihn verschonen.

Wenn Jesus heilt und macht ihn ganz -

das wär‘ ein Spaß, das wär‘ ein Tanz!

 

Zurück wär‘ er und integriert,

so dass er es ganz deutlich spürt:

der Aussatz ist nicht mehr vorhanden,

er kann zurück zu den Verwandten,

zu Kind und Kegel, Schwiegermutter,

alles, alles wär‘ in Butter,

das wär‘ der Himmel schon auf Erden,

er müsste nur gesund halt werden!

Das wäre Leben aus dem Tod,

ein Osterfest, allmächt'ger Gott!

 

Das ist sein frommer Wunsch, so tut er

den Mut zusammennehmen und er

nähert sich dem Herrn, dem Meister:

Jesus Nazarenus heißt er.

 

Die Krankheit, die ihn kleingemacht,

die ihn so quälte Tag und Nacht,

die roch und stank und ihn zerstörte,

der Aussatz, der es ihm verwehrte,

ein Mensch zu sein wie alle Leute,

gestern, morgen und auch heute.

Denn Aussatz, Lepra und Konsorten

grenzen aus an allen Orten.

Der Krankheit folgt seit alter Zeit,

meistens auch die Einsamkeit.

Und Einsamkeit, so sei’s geklagt,

ist die, die sehr am Selbstwert nagt.

„Ich will’s“, - sagt Jesus, „werde rein!“

Der Hörer fragt sich: Kann das sein,

dass Jesus nur befehlen braucht,

und die Krankheit flieht, verraucht,

ins Irgendwo und ins Nirvana?

Das glaubt uns höchstwahrscheinlich kana…

 

„Der Aussatz weg, der Mann war rein.“

Das könnte jetzt das Ende sein,

damit wär‘ die Geschichte aus,

erzählt von Markus (und von Klaus).

Dann folgten jedoch weit’re Worte

Jesu an dem Gnadenorte,

wo Heilung wie zum Greifen war,

wo Gottesherrschaft war ganz nah.

 

Man könnte nämlich missversteh‘n

die Wunder, so wie hier gescheh’n:

nicht Zauberei steht hier im Fokus,

nicht Tricks und auch nicht Hokuspokus

nicht Schau und auch nicht Schabernack,

das alles geht dem Jesus ab.

 

Nein, Gottes Herrschaft ist am Ruder,

verspür‘n tut sie der Aussatz-Bruder,

nicht nur am Leib ist er jetzt heil,

an der Gemeinschaft nimmt er teil,

man kann es nennen ungeniert:

er ist wieder sozialisiert.

Er ist nun wieder Teil des Ganzen,

da heißt es, springen, singen, tanzen,

und weitersagen, was gescheh'n.

 

Für Jesus wird es unbequem.

Er schärft ihm ein, nicht zu verraten,

was er ihm tat an guten Taten;

wiewohl es wär‘ eh rausgekommen,

wenn dieser wär‘ zurückgekommen

zurück ins Dorf zu Kind und Mausi,

(so denkt sich das zumindest Klausi…).

 

Er soll zuerst zum Priester gehn,

der wird dann feststellen und seh‘n,

dass seine Haut nun babyzart,

und nicht mehr von vorher’ger Art,

nicht mehr verfault und unansehnlich,

sondern glatt und ganz gewöhnlich.

Der gibt dann zu, ganz unumwunden:

„Der Aussatz, ja, der ist verschwunden!“

 

Doch der Patient tut nicht verweilen

beim Klerus, sondern er will eilen,

dass jeder seine Story hört.

Für Jesus ist das grundverkehrt,

denn es läuft in die falsche Richtung,

es vermischt sich Fakt mit Dichtung,

jetzt geht's nur noch um Sensation.

Heutzutage wäre schon

die Journalistenschar ganz wild -

nachzulesen in der BILD!

 

Nun, er erzählt, was ihm geschah

und macht daraus ganz viel Trara,

„Jesus, Guru, großer Meister!“

Jesus denkt nur: Scheibenkleister!

Ich bin nicht nur der Wundermann!

Ich sage mit der Heilung an

eine neue, große Zeit,

ein Vorgeschmack der Ewigkeit,

in der die Menschen nicht mehr leiden,

sondern auf grünen Auen weiden,

wie es dichtet der Psalmist.

(Wir warten, bis es soweit ist...).

 

Das ist der Grund, warum er heilt,

will sagen, er ist meilenweit

entfernt von Klüngel und Kommerz,

er will kein Geld und auch kein Terz,

Aufmerksamkeit ist ihm zuwider,

ihm geht es um die Schwestern, Brüder,

die kopfgesenkt durchs Leben gehen.

Durch IHN soll’n sie den Himmel sehn.

Durch IHN wird Gott selbst transparent,

ER gibt für sie sein letztes Hemd:

in seinem Tod und Auferstehn,

soll'n sie ins ewge Leben gehn.

Doch: Glaube wird vorausgesetzt,

Glaube an Gott, der hier und jetzt

aus Tod und Not erlösen kann.

Beim Aussätzigen fängt er gleich an

und statuiert so ein Exempel,

drückt auf der Welt den göttlich' Stempel.

 

An Aussatz krankten viele Leute

damals. Und wie ist es heute?

Die Lepra, die ist ausgemerzt,

zum großen Teil, denn sehr beherzt

sind Menschen da in unsren Zeiten

die die Grenzen überschreiten

und mit Eifer, stets besonnen,

die Kranken wieder hinbekommen.

 

Doch gibt’s noch Aussatz and'rer Sorte,

es folgen ein paar strenge Worte:

in Richtung einer Denkstruktur,

die vor sich herträgt die Kultur

des Abendlandes, vielbeschworen,

es klingelt schrill in meinen Ohren,

wenn Rechtsausleger unbeflissen

das Abendland verteid'gen müssen

und lärmen, trillern und auch hetzen,

und sich nicht auseinandersetzen

mit den Problemen dieser Welt,

die scheinbar auseinanderfällt.

 

Auch hier wird Aussatz produziert,

indem man sich ganz ungeniert

für nicht zuständig hält und spricht:

wir wollen diese Leute nicht!

Was Jesus hat vorexerziert,

haben die wohl nicht kapiert.

Auch das gehört zum Abendland:

viel Herz, aber auch viel Verstand!

 

In Hätzfeld gibt’s das Reuterhaus,

da geh'n die Lichter noch nicht aus,

weil Menschen, die zu uns gekommen,

traumatisiert und mitgenommen,

auf Sicherheit und Ruhe hoffen

und auf Herzen, die stets offen.

Da wäre es, das Abendland,

das, christlich, reicht ihnen die Hand

und das nicht reinfällt auf Parolen,

die dumpf sind und auch unverhohlen.

 

So enden nun meine Gedanken,

mitten im schönen Unterfranken.

Ich wünsche für die Fastenzeit

viel Kraft und viel Barmherzigkeit.

Jetzt ist die Predigt aber aus.

Es dankt für's Zuhör'n Pfarrer Klaus.

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